Fahrradklimatest 2022: Zufriedenheit verharrt auf niedrigem Niveau - ADFC Böblingen-Sindelfingen

Fahrradklimatest 2022: Zufriedenheit verharrt auf niedrigem Niveau

Das Ergebnis des bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 für die Städte und Gemeinden im Landkreis Böblingen ist insgesamt ernüchternd. Im Durchschnitt erhält das Fahrradklima im Landkreis Böblingen nur die Note 3,6

Rund 1700 Radlerinnen und Radler haben die Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden bewertet. Das sind deutlich mehr als 2020 (Teilnahmen damals 1400). Weiterhin gibt es eine breite Streuung bei den Ergebnissen: Eindeutiger Spitzenreiter bleibt Rutesheim, musste mit 2,5 gegenüber 2,2 im Jahr 2020 aber leichte Einbußen hinnehmen. Schlusslicht ist wie auch 2022 Sindelfingen mit einer Note von 4,3. Für Weil der Stadt hat sich die Bewertung verbessert (3,9 gegenüber 4,2 in 2020), Holzgerlingen wurde diesmal mit 3,6 schlechter bewertet als vor zwei Jahren /damals 3,2). Bei den anderen Ergebnissen gab es nur geringfügige Verschiebungen gegenüber dem Jahr 2020

„Landrat Bernhard und der Landkreis betreiben zwar eine sehr aktive Förderung des Radverkehrs, nicht zuletzt durch den zügigen Ausbau des Radschnellwegs von Stuttgart nach Herrenberg“, so Peter Grotz, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Böblingen. „Es fehlt aber noch an einer konsequenten Weiterförderung auf der Ebene der Kommunen. Klimaschutz und Mobilitätswende sind zwar in aller Munde. Vielerorts wird aber die Rolle des Radverkehrs immer noch unterschätzt. Es wird verkannt, dass mehr Radverkehr nur mit sicheren und attraktiven Radwegen in den Städten und Gemeinden zu haben ist“, so Grotz weiter. „Wir brauchen hier dringend ein Umdenken: Neuanlage und Sanierung von Radwegen, fahrradfreundliche und sichere Umleitungen bei Baustellen, Kontrolle von Falschparkern und Überholabständen bis hin zu Tempo 30 innerorts sind einige der Ziele, die der ADFC schon seit Jahren fordert.“

Hier geschieht vor Ort noch zu wenig und das kommt in der Befragung der Radfahrenden dann auch klar zum Ausdruck.

„Auch wenn Böblingen im Vergleich zur Nachbarstadt Sindelfingen beim Fahrradklima-Test deutlich besser abgeschnitten hat, was aufgrund der infrastrukturell und fahrradpolitischen Untätigkeit der Sindelfinger Stadtverwaltung nicht sonderlich verwundert, so fällt doch auf, dass beide Städte bei den sehr negativ bewerteten Fragen nahe beieinander liegen. Insbesondere die Verkehrsführung an Baustellen ist trotz langer Vorbereitungszeit vielfach mangelhaft. Wenn Baustellen eingerichtet werden müssen sich die Bürger darauf verlassen können, dass der Fuß- und Radverkehr verkehrssicher an der Arbeitsstelle vorbei geführt wird, insbesondere dann, wenn die betroffenen Strecken auch noch im Schulwegeplan verzeichnet sind. Leider ist dem nicht so. Vielfach muss nachgebessert werden und die Ergebnisse entsprechen bei weitem nicht den Minimalanforderungen, denen sich die beiden Städte als AGFK-BW Kommunen (Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen) eigentlich verpflichtet fühlen müssten“, ergänzt Roland Schmitt, Vorsitzender des ADFC Böblingen-Sindelfingen. „Komfortable und sichere Verkehrsführung an Baustellen, Optimierung der Ampelschaltungen für Radfahrende und Falschparkerkontrolle auf Radwegen sind Aufgaben, die von den zuständigen Stellen ohne große Kosten und zeitnah erledigt werden können. Diese Themen endlich ernsthaft und anzugehen würde zu einer deutlich höheren Zufriedenheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer führen und auch deutlich mehr Lust auf umweltverträglichen innerstädtischen Radverkehr machen!“

Nachdem Herrenberg in der Umfrage vor 2 Jahren noch nahezu in jedem Punkt eine Verbesserung nachweisen konnte, zeigt das Ergebnis von 2022 mit der Note 3,9 eher Stillstand. Insbesondere Aspekte wie die Breite der Radwege, das Befahren von Radstreifen, die Verkehrsführung bei Umleitungen sowie für Radfahrende ungünstige Ampelschaltungen werden von den Herrenberger Teilnehmern als mangelhaft bewertet. Deutlich schlechter als vergleichbare Städte schneidet Herrenberg neben diesen Punkten noch bei den erlebten Konflikten mit Fußgängern ab. Positiver wahrgenommen wird hingegen im Vergleich mit anderen Gemeinden im eher ländlichen Raum die gute und sichere Anbindung der benachbarten Orte an die Kernstadt. Auch wird die Fahrradförderung im Landesvergleich wesentlich besser gesehen als in anderen Städten. „Das Ergebnis des Fahrradklimatests in Herrenberg bekräftigt die Forderung des ADFC nach einem Innenstadtring und Fahrradstraßen in der Kernstadt“ erklärt Gerhard Strubbe, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe. „Verbesserte Sicherheit, zügiges Vorankommen und weniger Konflikte mit Fußgängern könnte damit für die Radfahrenden erreicht werden.“

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt.

Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang bundesweit abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. In Baden-Württemberg haben über 30.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen. So kamen 189 Städte in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen.

Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

https://boeblingen-sindelfingen.adfc.de/artikel/fahrradklimatest-2022-zufriedenheit-verharrt-auf-niedrigem-niveau-1

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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