Das Fahrrad ist in vielen Familien kein gängiges Verkehrsmittel - ADFC Böblingen-Sindelfingen

Das Fahrrad ist in vielen Familien kein gängiges Verkehrsmittel

Justin Klein vom ADFC Saar erklärt im Interview, welche verkehrspädagogischen Angebote der ADFC Saar Kindern und Jugendlichen macht und welche Unterstützung Schulen beim neuen Projekt „FahrRadFokus“ erhalten können.

Ein Mann auf einem Lastenrad.
Justin Klein arbeitet als Radfahrlehrer beim ADFC Saar und ist auch Projektverantwortlicher für ADFC-Radfahrprojekte an Schulen. © Nicole Burkhardt

Warum setzt der ADFC Saar einen seiner Schwerpunkte auf Mobilitäts- und Verkehrserziehung von Kindern und Jugendlichen?
Radfahren ist Freiheit, es macht Spaß, ist gesund, gut für die Natur – und in vielen Fällen eine gute Alternative zum Auto. Leider werden viele Kinder und Jugendliche nicht mehr automatisch an das Radfahren als Option herangeführt. Es gibt hier im Saarland eine sehr starke Autokultur und außerdem geht in dieser Altersgruppe von Handys und Computerspielen oft eine größere Anziehung aus als von Bewegung an der frischen Luft.

Insbesondere die schlechte Radinfrastruktur, die zu großen Bedenken bis hin zu Ängsten bei Eltern sowie bei Kindern und Jugendlichen führt, sorgt dafür, dass das Fahrrad in sehr vielen Familien kein gängiges Verkehrsmittel ist. Um Schüler:innen und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich für das Radfahren zu interessieren, und ihnen dabei zu helfen, die Fähigkeiten zu entwickeln, das Fahrrad sicher zu nutzen, konzentrieren wir uns auf diese Zielgruppe.

Welche Angebote gibt es beim ADFC Saar für Kinder und Jugendliche?
Von Frühjahr bis Herbst bietet der ADFC Saar mit seiner Radfahrschule ProVelo Radfahrkurse an, die von zertifizierten Radfahrlehrer:innen geleitet werden. Darüber hinaus ist der ADFC Saar seit Jahren Ansprechpartner für saarländische Schulen und Jugendorganisationen zur Unterstützung bei Projektwochen und Ferienaktionen zum Thema Radfahren.

An wen richten sich die Radfahrkurse und was können Kinder hier lernen?
Die Kurse richten sich an Kinder aller Niveaus. Es gibt spezielle Kurse für Kinder, die gar nicht Rad fahren können, Kurse für Kinder, die sich unsicher auf dem Rad fühlen, Kurse, die sich auf das Radfahren in der Gruppe oder die Fahrsicherheit im Verkehr konzentrieren, bis hin zu Reparatur- und Wartungskursen.

Die meisten Kurse werden nach dem pädagogischen Prinzip Moveo Ergo Sum unterrichtet. Bei diesem Konzept geht es nicht darum, dass der/die Lehrer:in den Teilnehmenden etwas beibringt, sondern, dass er oder sie die richtigen Übungen anbietet, mit denen Teilnehmende die Handhabung des Fahrrads selbst erlernen können.

Im Kern geht es um drei Komponenten: Gleichgewichtssinn entwickeln, Kurven fahren sowie sicher bremsen und absteigen können. Nur wenn diese Grundfertigkeiten vorhanden sind, ist es möglich, sich sicher und souverän im Verkehr zu bewegen.

Außerdem gibt es seit dem Sommer 2023 mit „FahrRadFokus“ ein neues Projekt für weiterführende Schulen. Worum geht es dabei?
Das von unserem Mobilitätsministerium geförderte Projekt unterstützt saarländische Schulen dabei, sich in eine fahrradfreundliche Richtung zu entwickeln. Die meist mehrwöchigen Kooperationen wirken darauf hin, das Radfahren im Schulalltag langfristig zu verankern.

Dafür wurden fünf Module entwickelt, die je nach Wunsch und Situation der Schule behandelt und maßgeschneidert angeboten werden. Dabei geht es um: Fahrradausstattung in der und um die Schule, Analysen von Schulwegen, Infrastruktur und Verkehrsregeln, Fahrrad- und Verhaltenstraining und die Kontaktaufnahme der Schüler:innen mit lokalen Organisationen, um bestimmte Ziele in Eigenregie zu erreichen.

Was bringt das den Schüler:innen?
Neben dem Spaß, den die Schüler:innen dabei haben, geht es um die Stärkung der Radfahrkompetenz und eine bessere Kenntnis der Verkehrsregeln. Das Fahrrad soll als eigenständig verfügbares Verkehrsmittel ins Bewusstsein rücken sowie als gesunde und umweltbewusste Alternative wahrgenommen werden.

Nicht zuletzt beobachten wir bei den Schüler:innen, dass sie sich ihrer Selbstwirksamkeit viel mehr bewusst werden, wenn die eigenen Radfahrfähigkeiten im Verkehr gefestigt werden.

Welche Voraussetzung müssen Schulen mitbringen, um am Projekt teilzunehmen?
Es gibt nur zwei Bedingungen: Die Schule muss im Saarland liegen und bereit sein, sich in eine fahrradfreundliche Richtung zu entwickeln, beispielsweise  in dem sie Radfahr-Arbeitsgruppen einrichtet, Fahrräder oder fahrradbezogene Unterrichtsmaterialien anschafft, das Radfahren in den Lehrplan aufnimmt oder Lehrer:innen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, unterstützt und schult.

Auf www.saarland.adfc.de/fahrradfokus haben wir alle wichtigen Informationen zum Projekt und zu den Ansprechpartner:innen zusammengestellt. Wer mit seiner Schule gerne teilnehmen möchte, kann auch telefonisch Kontakt aufnehmen.

Wie hoch ist die Nachfrage nach euren Angeboten im Bereich Mobilitäts- und Verkehrserziehung?
Die Kurse der Radfahrschule sind in der Regel innerhalb von ein paar Wochen ausgebucht. Beim Projekt FahrRadFokus haben wir bisher mit acht Schulen zusammengearbeitet bzw. tun dies in den nächsten Wochen.

Im März 2024 haben wir erfahren, dass die Mittel für das Projekt um weitere zwei Jahre verlängert werden. Es wird also noch jede Menge freie Kapazitäten für tolle Kooperationen geben.
Interview: Susann Hocke


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